Brich dem Hungrigen dein Brot, und die im Elend ohne Obdach sind, führe ins Haus! Wenn du einen nackt siehst, so kleide ihn, und entzieh dich nicht deinem Fleisch und Blut!
Jesaja 58, 7
Eigentlich wollen wir uns jetzt im Dezember auf Weihnachten einstellen, die Adventskerzen anzünden und ein bisschen Ruhe und Frieden genießen. Das dürfen wir, das sollten wir auch, der Corona-Pandemie zum Trotz. Aber: Die Worte des Jesaja erinnern uns daran, dass wir nicht alleine auf der Welt sind, sondern unser „Schalom“ mit dem der anderen Menschen verbunden ist. Wirklich glücklich können wir nur sein, wenn es den Armen und den Benachteiligten um uns herum und in unserer Welt besser geht. Mein Glück gibt es nur als unser Glück.
Gott spricht: Sie werden weinend kommen, aber ich will sie trösten und leiten.
Jeremia 31, 9
Hilfreicher Trost bedeutet vor allen Dingen Begleitung. Damals wie heute. Die Formen der Begleitung mögen sich ändern; im Wesentlichen kommt es immer darauf an, einem (oder mehreren) Menschen in herausfordernden Zeiten zur Seite zu stehen, mit zu gehen oder einfach da zu sein.
Suchet der Stadt Bestes und betet für sie zum Herrn; denn wenn´s ihr wohlgeht, so geht´s auch euch wohl.
Jeremia 29, 7
Dieser Aufruf erreicht Menschen inmitten einer sehr herausfordernden und leidvollen Lebenssituation. „Suchet der Stadt Bestes!“ Das ist eine Aufgabe, die genau diese Menschen in ihrer eigenen Stadt, in Jerusalem, gerne und gut erfüllen konnten. Dort hatten sie die wichtigen Positionen besetzt, Verantwortung übernommen, Menschen geführt, die Stadt aufgebaut, ihre Kompetenzen eingebracht, Karriere gemacht. Und jetzt sitzen sie mit dem König und seiner Mutter, einigen Ältesten, Priestern und Propheten, mit der Jerusalemer Führungsschicht und den Menschen, die zum Aufbau einer Stadt wichtig sind, der Stadtverwaltung, den Finanzfachleuten, Schmiedemeistern und Zimmerleuten, hier in der Fremde. Nun leben sie in Babylonien mitten unter ihren Feinden; besiegt und weggeführt, ohnmächtig und handlungsunfähig. Sie schauen zurück und trauern, und sie fragen sich: Wie lange noch? Wann können wir wieder zurückkehren? Wann ist das hier endlich vorüber? Hoffentlich schon bald?
Ja, Gott war es, der in Christus die Welt mit sich versöhnt hat.
2. Korinther 5, 19
Das Ja Gottes ist klar und eindeutig. Daran sollte eigentlich kein Zweifel bestehen. Doch auf einmal waren sich die Christen in Korinth nicht mehr so sicher. Was war geschehen? Paulus hatte angekündigt, auf seinem Weg nach Mazedonien kurz in Korinth vorbeizuschauen (2. Kor 1, 15f.). Für den Rückweg hatte er sich einen zweiten Besuch dort vorgenommen. Beide Aufenthalte sollten dazu dienen, der korinthischen Gemeinde die Gnade Gottes zu verkündigen. Zweimal Gnade, – doppelt hält bekanntlich besser. Doch dann hatte der Apostel erneut seine Reisepläne geändert. Das hatte in Korinth für Irritationen gesorgt und kritische Rückfragen ausgelöst: Gilt für den Apostel „zugleich Ja, Ja und Nein, Nein“ (2. Kor 1, 17)? Und das nicht nur für seine Reiseplanung, sondern womöglich auch für seine Verkündigung? Heute hü und morgen hott? Paulus versucht, die Kritik der Korinther an seiner Person ernst zu nehmen und vor allem der Verunsicherung ihres Glaubens mit einem deutlichen Ja zu begegnen (2. Kor 1, 19f.): „Denn Gottes Sohn Jesus Christus, der euch durch uns verkündet wurde – durch mich, Silvanus und Timotheus – , ist nicht als Ja und Nein zugleich gekommen; in ihm ist das Ja verwirklicht. Denn er ist das Ja zu allem, was Gott verheißen hat. Darum ergeht auch durch ihn das Amen zu Gottes Lobpreis, vermittelt durch uns.“
Ich danke dir dafür, dass ich wunderbar gemacht bin; wunderbar sind deine Werke; das erkennt meine Seele.
Psalm 139, 14
Wofür dankt der Psalmbeter hier eigentlich? Für bestimmte Vorzüge, die er vom Schöpfer mitbekommen hat? Etwa: „Ich danke dir, Gott, dass ich kräftig, willensstark, klug, schön oder hochbegabt bin?“ Ja, wenn man das ist, kann und soll man Gott gewiss dafür danken und es zum Wohle anderer einsetzen. Aber an solche Vorzüge seiner Person denkt der Psalmbeter hier gar nicht. Das deutsche Wort „wunderbar“ bedeutet ja nicht nur „herrlich“, „großartig“ oder „sehr schön“, sondern auch „erstaunlich“ und „wie ein Wunder erscheinend“, und eben diese zweite Bedeutung kommt dem Sinn der Psalmworte am nächsten. Im Deutschen gibt es zudem das Eigenschaftswort „wunderlich“, und auch dieses Wort würde hier passen – nicht im Sinne von „seltsam“ oder „schrullig“, sondern im Sinne von „zur Verwunderung Anlass geben“. Der Psalmbeter staunt also über die Weise, wie Gott ihn und jeden Menschen erschaffen hat: „Du hast mich in einer Weise gemacht, die Staunen erregt und so außergewöhnlich ist, dass man vor Ehrfurcht schaudert.“
Der Engel des Herrn rührte Elia an und sprach: Steh auf und iss! Denn du hast einen weiten Weg vor dir!
1. Könige 19, 7
Elia war auf der Flucht, er hatte Angst um sein Leben. Nachdem er seinen Diener in Beersheba in Juda gelassen hatte, floh er allein in die Wüste. Die Wüste, der Ort der Einsamkeit, der Ort, wo Leben nicht wachsen kann. Im Weltbild des Alten Testaments einer der lebensbedrohenden, lebensfeindlichen Gebiete der Welt. In dieser Einsamkeit lässt sich Elia nieder und gibt auf – er gibt sein Leben auf und bittet Gott, es ihm zu nehmen. Doch Gott hat andere Pläne. Ein Engel des Herrn weckt Elia aus seinem Schlaf und fordert ihn auf: Steh auf und iss! Dort, mitten in der Wüste, bekommt Elia das, was er zum Leben braucht. Er findet einen Krug Wasser und geröstetes Brot neben sich liegen. Elia isst und legt sich wieder schlafen. Es ist eine tiefe Erschöpfung, die Angst, das auf der Flucht sein, die Last seines Gewissens und das Gefühl, nicht besser zu sein, als seine Väter – all diese Gedanken und Emotionen wirken sich bei Elia in einem resignierten, erschöpften Schlaf aus. Doch der Engel kommt zum zweiten Mal. Er weckt Elia erneut: Steh auf und iss! Denn du hast einen weiten Weg vor dir.
Du allein kennst das Herz aller Menschenkinder.
1. Könige 8, 39
Als König Salomo diesen Satz sprach – als Bestandteil eines umfangreichen Gebetes anlässlich der Einweihung des Jerusalemer Tempels –, konnte er trotz all seiner Weisheit nicht ahnen, in welch globaler Bedeutungsdimension sein Gebet eines Tages gesprochen werden würde. Dass Gott das Herz aller Menschen kennt, genauer: das Herz all jener „die da ihre Plage spüren, jeder in seinem Herzen“ (V. 38), bezieht Salomo auf Klagen über Unglücksfälle (Krankheiten, Hungersnöte oder Kriege), die zunächst sein Volk, also Israel, treffen könnten.