Was kann uns scheiden von der Liebe Christi? Bedrängnis oder Not oder Verfolgung, Hunger oder Kälte, Gefahr oder Schwert?
Römer 8, 35
Der Apostel Paulus formuliert in diesem Satz zwei Fragen. Aber eine Antwort gibt er nicht. Wer die Bibelstelle kennt, weiß, dass die Antwort im Kontext des Verses gegeben wird. Aber die Fragen haben es in sich. Deswegen lohnt es sich, dass wir zunächst die Spannung aushalten, bevor wir uns die Antwort sagen lassen.
Es sind Fragen, in denen sich ein existentielles Ringen ausspricht. Das Ringen um die Gewissheit, ob Gott in notvollen und entbehrungsreichen Lebenssituationen noch unverbrüchlich an unserer Seite steht. Sind wir noch in seiner Hand? Oder erweisen sich die biblischen Zusagen der Treue Gottes nicht doch als warme fromme Worte. Das sind sehr ernste Fragen. Nicht Wenige stellen sie sich.
Sara aber sagte: Gott ließ mich lachen.
1. Mose 21, 6
An Fasching und Karneval wird viel gelacht. Es ist lustig, sich zu verkleiden und mal ganz anders zu sein, als es der strenge Alltag erfordert. Es ist schön, in andere Rollen zu schlüpfen, und es tut gut, herzhaft über alles Mögliche zu lachen. Ja, dass wir lachen, ist wichtig für unsere körperliche und seelische Gesundheit. Aber noch wunderbarer ist unser Lachen, wenn wir etwas Befreiendes erlebt haben. Das ist das Lachen Saras nach der Geburt ihres Sohnes Isaak.
Gott sah alles an, was er gemacht hatte: Und siehe, es war sehr gut.
1. Mose 1, 31
Wir stehen am Anfang eines neuen Jahres – das Jahr 2023. Vor uns liegen noch unbeschriebene Monate, hinter uns das Neujahrsfest. Vielleicht auch dieses Jahr mit neuen Vorsätzen und neuen Hoffnungen: Wird jetzt alles besser?
„Gott sah alles an, was er gemacht hatte: Und siehe, es war sehr gut.“ Sehr gut?! In den Nachrichten über die Ereignisse in unserer Welt sehe ich oftmals etwas anderes. Da möchte ich manchmal schreien oder auch weinen, aus Verzweiflung und Hilfslosigkeit. Und auch in meinem kleinen Alltag spüre ich Chaos, Ängste oder auch körperliche und seelische Schmerzen. Ist alles so, wie es ist „sehr gut“? Das bezweifle ich. Aber ich bin dankbar, trotz der vielen erschütternden Ereignisse dennoch Freude und Liebe erleben zu dürfen – diese kleinen und großen Lichtblicke, diese „sehr guten Momente“.
Du bist ein Gott, der mich sieht.
1. Mose 16, 13
„Du bist ein Gott, der mich sieht“. Eine kraftvolle Jahreslosung, die gut für sich selbst stehen kann. Mit diesem starken Titel benennt eine ägyptische Sklavin den Gott Israels. So ist unser Gott, das ist bis heute sein Wesen: Ein Gott, der mich, der dich sieht. Was für eine wunderbare Zusage, die uns 2023 begleitet!
Und doch: Manchmal lösen gerade solche positiven Aussagen Fragen aus. Siehst du auch mich, Gott? Ich habe nicht den Eindruck. Redest du mit mir? Ich höre so wenig. Ermutigung und Enttäuschung liegen manchmal nah beieinander.
Für mich wird dieser fast zu schöne Satz krisenfester, wenn ich ihn in seinem Kontext lese: Als Höhepunkt einer Geschichte, die in knappen Worten viel Schmerzhaftes erzählt. Viel Leid, das erduldet und einander angetan wird. Da ist eine Frau, die jahrelang auf Kinder gehofft hat und jetzt resigniert sagt: Gott hat mir verwehrt, zu gebären. Die ihrem eigenen Mann daher eine Zweitfrau zuführt, ihre Sklavin. Sarai heißt sie da noch, und ihr Mann Abram. Die Sklavin, Hagar, wird nicht nach ihrer Meinung gefragt. Sie wird von Sarai und Abram auch nie mit Namen genannt, immer nur als „meine/deine Sklavin“ bezeichnet. Und als sie, bald schwanger, auf ihre kinderlose Herrin herabsieht, wird sie von Sarai mit Abrams ausdrücklicher Erlaubnis gedemütigt.
Der Wolf findet Schutz beim Lamm, der Panther liegt beim Böcklein. Kalb und Löwe weiden zusammen, ein kleiner Junge leitet sie.
Jesaja 11, 6
Morgens stehen sie auf, machen sich vielleicht einen Kaffee, stellen das Radio an und können es nicht fassen. Über Nacht ist Krieg ausgebrochen. Sie sind völlig überrumpelt. Über Nacht sind Menschen, die auch nicht viel anders sind und leben und denken und reden als man selbst, zu tödlichen Feinden geworden. Die Eltern wecken die Kinder, holen sie zum Frühstückstisch. Sie erklären den Kleinen, dass sie sich von nun an vor den Leuten fürchten müssen, die über Nacht Feinde geworden sind. „Aber bei denen sind doch auch Kinder, warum sollen die plötzlich gefährlich sein?“, wundert sich der kleine Junge. Er wird es schnell begreifen. Nach wenigen Tagen wird er gelernt haben, Angst zu haben. Und je älter und vernünftiger die Kinder sind, desto mächtiger wird sich bei ihnen die Angst zu einem zähen Hass gegen die Feinde verdichten. Dass Menschen über Nacht von Frieden auf Krieg umschalten können, vor allem diejenigen, die vernünftig sind und Verantwortung tragen, ist furchtbare Wirklichkeit. Die Logik der Gewalt, der Angst und des Hasses, in die ein Kriegsausbruch die Menschen zwingt, ist eine unheimliche Realität.
Weh denen, die Böses gut und Gutes böse nennen, die aus Finsternis Licht und aus Licht Finsternis machen, die aus sauer süß und aus süß sauer machen!
Jesaja 5, 20
Eine Erfahrung, die viele kennen: Geschriebene Worte „klingen“ ganz anders, als wenn man direkt miteinander spricht. Per Email oder Handynachricht kommen Worte oft härter, kühler, verletzender an, als sie gemeint waren.
„Wehe…!“ Wie klingt dieses Wort für dich? Ein Gerichtswort, eine Drohung? Die in Jes 5 gesammelten Wehe-Rufe sind auch das. Allerdings leihen sie sich ihr „Wehe“ aus der Totenklage (vgl. 1. Kön 13,30). Neben der Anklage klingt also auch Trauer mit: Klage über einen Weg, der ins Verderben führt.
Der Grundton dieser An-Klagen passt zum leidenschaftlichen Ringen Gottes mit Israel, wie es kurz zuvor im Weinberglied (Jes 5,1-7) beschrieben wurde. Das bittere Resümee in V.7: „Des HERRN Zebaoth Weinberg aber ist das Haus Israel und die Männer Judas seine Pflanzung, an der sein Herz hing. Er wartete auf Rechtsspruch, siehe, da war Rechtsbruch, auf Gerechtigkeit, siehe, da war Geschrei über Schlechtigkeit.“
Groß und wunderbar sind deine Taten, Herr und Gott, du Herrscher über die ganze Schöpfung. Gerecht und zuverlässig sind deine Wege, du König der Völker.
Offenbarung 15, 3
Dieses Lied ist nicht von dieser Welt. Gewiss nicht. Wo auch immer die Sänger und Sängerinnen sich aufhalten, – ihr Lobpreis hat wahrhaft himmlische Dimensionen. In wenigen Worten fassen die Liedzeilen zusammen, was in Gottes Reich richtig und gut läuft. Die Taten Gottes werden als „groß und wunderbar“ gepriesen. Die Herrschaft über die ganze Schöpfung liegt in den Händen Gottes. Er regiert über alle Völker und das durchweg „gerecht und zuverlässig“.