„Prüft aber alles und das Gute behaltet.“
1. Thessalonicherbrief 5, 21
Wir leben in Zeiten, in denen sich unsere Gesellschaft rasant verändert und immer vielfältiger wird. Und manche begrüßen jede Neuerung, während andere lieber das Althergebrachte verteidigen wollen. Und gleichzeitig steigt die Vielfalt in unserer Gesellschaft und der Streit zwischen den verschiedenen Ansichten wird zum Teil erbittert geführt.
Was uns als Problem der modernen Gesellschaft erscheint, ist eigentlich eine uralte Frage. Wie reagieren wir auf neue Herausforderungen und wachsende Vielfalt? Diese Frage ist so alt, dass sie sogar im ältesten Text des Neuen Testaments thematisiert wird. Dort schreibt der Apostel Paulus in seinem ersten Brief an die Gemeinde in Thessaloniki zu diesem Thema: „Prüft aber alles, und das Gute behaltet.“
Jesus Christus spricht: Liebt eure Feinde; tut denen Gutes, die euch hassen! Segnet die, die euch verfluchen; betet für die, die euch beschimpfen!
Lukas 6, 27-28
Wenn heute jemand vage etwas von Jesus gehört hat – dann das. Diese radikale Aufforderung, die Feinde zu lieben. Die andere Wange hinzuhalten. Dafür steht Jesus, dafür sollte das Christentum stehen. Manche halten es deshalb für naiv. Andere loben die Idee, fragen aber kritisch: Wer lebt denn wirklich so? Kann man das überhaupt umsetzen?
Ja, diese Aufforderung ist radikal. Weltfremd ist sie nicht. Sie steht in der sogenannten „Feldrede“ (vgl. Lk 6,17), die viel von dem enthält, was Matthäus in der „Bergpredigt“ berichtet (Mt 5-7). Gleich zu Beginn preist Jesus die Armen und Verfolgten selig und kündigt Unheil für die Reichen an (Lk 6,20-26).
Danach folgen unsere Sätze. Erneut benennt Jesus Gewalterfahrungen: Es gibt Feinde, die hassen, verfluchen, beschimpfen. „Hassen“ umfasst dabei auch Ablehnung und Ausgrenzung. Für „beschimpfen“ steht im griechischen Original ein Wort, das auch erniedrigende Taten umfasst. Es geht um mehr als ein paar Schimpfworte: kränkende Ablehnung, üble Nachrede bis hin zu Mobbing und Missbrauch. Erfahrungen, die bis heute zu viele Menschen machen müssen.