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Andacht Oktober 2025

Jesus Christus spricht: Das Reich Gottes ist mitten unter euch.
Lukas 17, 21

 Das ist eine starke Antwort Jesu. Aber was war eigentlich die Frage? Seine jüdischen Gesprächspartner hatten ihn gefragt: „Wann kommt das Reich Gottes?“ Die Suche setzt sich in den folgenden Versen fort: Die Menschen wollen den „Menschensohn“ sehen, den von Gott beauftragten Herrscher, dessen Reich niemals untergehen wird (vgl. Dan 7,13). Die einen sagen: „Siehe, da!“, die anderen: „Siehe, hier!“ (Lk 17,23). Die Sehnsucht nach Gott ist eindeutig – und vielleicht auch schmerzhaft. Doch all diese Hinweise erweisen sich als Falschnachrichten (V. 21). Darum rät Jesus seinen Zuhörern: „Geht nicht hin und lauft ihnen nicht nach!“ Damit sind Menschen gemeint, die Gerüchte über spektakuläre Ereignisse in die Welt setzen und mit Prognosen und Hochrechnungen die Zukunft des Reiches Gottes erschließen wollen.

Doch all das bringt im Hinblick auf das Reich Gottes keinen Erkenntnisgewinn. Der Hinweis Jesu: „Das Reich Gottes kommt nicht so, dass man’s beobachten kann“ (V. 20), erinnert an Zukunftsforschung, die aus den Beobachtungen der Gegenwart Schlüsse auf die Zukunft ziehen will. Für einen Wetterbericht mag eine solche Forschung mehr oder weniger verlässliche Ergebnisse liefern, doch beim Kommen des Reiches Gottes stößt menschliche Erkenntnis an ihre Grenzen. Jesus beklagt dies selbst (Lk 12,56): „Das Aussehen der Erde und des Himmels könnt ihr prüfen; warum aber könnt ihr diese Zeit nicht prüfen?“

Die Antwort Jesu klingt eigentlich ganz einfach: „Das Reich Gottes ist mitten unter euch.“ Doch die Zuhörer sehen den Wald vor lauter Bäumen nicht. Wo genau? Wann genau? Vielleicht muss die Frage anders lauten: „Wer ist das Reich Gottes?“ In Jesus Christus begegnen wir dem Reich Gottes in Person. In ihm und durch ihn wird Gottes Herrschaft in dieser Welt offenbar. „In keinem anderen ist das Heil“ (Apg 4,12). Wo er ist, da bricht sich das Reich Gottes Bahn, schon jetzt mitten unter uns. Wenn wir im Vaterunser „Dein Reich komme“ beten, dann geht es darum, dass wir das Wirken unseres himmlischen Vaters, das in seinem Sohn in diese Welt gekommen ist, willkommen heißen und Jesus Christus nachfolgen. Was heißt das? Zum Beispiel, dass wir erkennen, „was zum Frieden dient“ (Lk 19,42). Und konkret? „Wo Menschen sich vergessen, die Wege verlassen…; wo Menschen sich verschenken, die Liebe bedenken…; wo Menschen sich verbünden, den Hass überwinden und neu beginnen ganz neu, da berühren sich Himmel und Erde, dass Frieden werde unter uns“ (Th. Laubach/Ch. Lehmann/tvd-Verlag).

So können wir den Frieden wachsen lassen und Jesus Christus, in dem sich Himmel und Erde berühren, in unserer Mitte willkommen heißen. Jeden Tag neu.

Prof. Dr. Carsten Claußen
Theologische Hochschule Elstal